Trigger als Auslöser für das Wiedererleben des Traumas
Der Umgang mit Triggermomenten, den sogenannten Auslösern, die den Betroffenen mehr oder weniger zum Zeitpunkt des Erlebens zurückwerfen, ist für den Betroffenen und für den HelferIn ein ganz besonderer, da die Gefahr der Retraumatisierung nicht nur ausgeschlossen, sondern auch unbedingt vermieden werden soll.
Die Vielfältigkeit der Triggermomente lassen ein gänzliches Vermeiden nicht zu. Sie können in Mimik, Gestik, Haptik, Geräuschen, Gerüchen und Begegnungen und auch durch Orte und gewisse Ereignisse oder Redewendungen uvm. erzeugt werden und zeigen sich psychisch sowie physisch. Ebenso können sie psychosomatische Reaktionen und Beschwerden hervorrufen. Der Betroffene wird in diesem Augenblick zu dem Zeitpunkt des Erlebens zurückversetzt. All die Gefühle und Spannungen werden erlebt, die beim Erleben verdrängt werden mussten, da sie den Menschen überfordert hätten und nicht aushaltbar waren. Es ging für ihn um Leben und Tod und damit stand das Überleben als lebenswichtige Priorität im Vordergrund. Trigger sind so gesehen die Spitzen des Unterbewusstseins, die sich im Alltag in unser Bewusstsein drängen und zum Heilungsprozess dazugehören und bewusst anschieben sollen. Es ist immer nur die Frage, ob der betroffene Mensch, die Warnsignale - die es sicher auch schon zuvor in milderer Form gegeben hat - seiner Seele wahrnimmt bzw. in sich zulassen kann. Denn auch unsere Seele ist dem natürlichen, lebensbejahenden Gesundungsprozess, wie wir es von einer körperlichen Wunde kennen, unterlegen. Dieser Vorgang wird gerade bei psychischen und traumatisch bedingten Erkrankungen und Symptomen immer noch viel zu sehr unterschätzt bzw. von Trauma betroffenen Menschen gar nicht wahrgenommen.
Ist der Mensch jedoch im dekompensierten Zustand, das heißt der innerliche Druck ist so massiv und die Fähigkeit zur Stabilisierung ist nicht vorhanden, geben die Trigger zwar ebenso Hinweis auf das Geschehene, sind allerdings psychisch derart überfordernd, dass auch medikamentöse Hilfe nötig werden kann und indiziert ist, um dem Menschen eine maximale Lebensqualität zu ermöglichen. Je nach Verfassung kann dann nach der Stabilisierung weitergearbeitet werden. Die Vergangenheit bestimmt in den Momenten des ausgelösten Flashbacks - Rückblicks - nun die Gegenwart und die Handlungsfähigkeit des erwachsenen Menschen, der er gegenwärtig ist, ist durch das Wiedererleben des Schockmomentes und der ihn blockierenden Angst und Panik nicht gegeben. Die Reaktion aus dem seelischen Schutzmechanismus von einst beherrscht die Situation und für den traumatisierten Menschen ist es von ernormer Bedeutung in der Therapie den Zusammenhang bewusst zu erkennen und damit die Möglichkeit zu erlangen die Vergangenheit - das innere Kind - in sofern zu integrieren, dass er in diesen Triggermomenten aus dem Erwachsenen heraus handeln kann und sich aktiv schützend vor sein "Kind" stellen kann. Eine innere Kommunikation ist also erforderlich und damit der Zugang zum inneren Kind. Das innere Kind verkörpert in dieser Darstellung das Unterbewusstsein und den Zugang zu unseren Gefühlen und damit zur Seele. Die Herausforderung liegt beim Betroffenen, sich trotz fehlender Blaupause einer positiven Mutter oder des Vaters, für sich selbst den Schutz, die Liebe, die Geborgenheit und die Sicherheit aufzubauen und dieses in seiner Entwicklung traumatisierte Kind in sich liebevoll, gefühlvoll und konsequent anzunehmen. Zeigt doch die eigene Erfahrung, dass ein Abspalten des inneren Kindes durch die Verdrängung keine echte Lösung war und sein kann, da es das Leben selbst ist, was den Menschen immer wieder mit auslösenden Momenten vor die erneute Entscheidung stellt, sich seinen Ängsten zu stellen oder im ewigen Schock gefangen zu bleiben und unter den schlimmen gesundheitlichen und eventuell sogar lebensbedrohlichen Konsequenzen erneuter Übergiffigkeiten weiter auszuhalten und das Trauma immer und immer wieder unfreiwillig zu reinszenieren.
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