Wenn man als Kind bzw. als Jugendlicher missbraucht wird, emotional, physisch und auch sexuell, dann endet dies in den seltensten Fällen mit 12 Jahren, es endet auch nicht, wenn das Kind 13 Jahre und 4 Monate alt ist und auch nicht, wenn der Betroffene seinen 16. Geburtstag feiert. Warum sollte es auch? Die Täter lassen aus gutem Grund (aus ihrer Sicht) nicht von ihrem Opfer ab, zum Einen, weil sie das Opfer als Ventil für ihren eigenen Wahnsinn brauchen, zum Anderen weil sie es nicht riskieren können, dass es womöglich wieder zu Kräften kommt, sich erholt, stark wird und gegen die Täter vorgeht.
Der Missbrauch ist bis zum 18. Lebensjahr häufig vorprogrammiert, denn erst dann ist das Opfer volljährig und kann, zumindest in der Theorie, sein Leben selbst entscheiden. In den meisten Fällen findet die sexualisierte Gewalt innerhalb der Familie und somit durch dem Opfer nahestehende Personen wie den Eltern statt. Dies bedeutet, dass die Menschen, die offiziell das Sorgerecht haben, auch tagtäglich ungehinderten Zugriff auf ihr Opfer haben. Aus diesem Grund ist ein Kontaktabbruch zu den Tätern quasi unmöglich, da die Betroffenen mit den Tätern zusammen-leben müssen und dieser Hölle permanent ausgesetzt sind. Warum es auch vielen volljährigen Betroffenen schwerfällt, den Kontakt zu den Tätern abzubrechen, darum soll es in einem weiteren Beitrag gehen.
Hier und jetzt geht es um diese 18 Jahre, in denen ein Mensch die Hölle durchlebt. Jemand, der keinen Missbrauch erlebt hat, kann sich dies nur schwer vorstellen. Gewiss, viele Menschen wissen inzwischen, dass es Missbrauch gibt, dass es sexualisierte Gewalt gibt, wobei man darüber streiten könnte, ob dieser Begriff auch nur ansatzweise das Martyrium eines Betroffenen widerspiegelt, in dem er tagtäglich von klein auf einen Todeskampf unter grausamsten Schmerzen, Folterungen, Nahtoderfahrungen und Vergewaltigungen durchlebt, mit dem erklärten Ziel der Täter, ihr Opfer zu brechen, immer und immer und immer wieder; denn nichts anderes verbirgt sich hinter dem Begriff der „sexualisierten Gewalt“. Und wenn dies schon die Vorstellungskraft vieler Menschen übersteigt, so ist es leider die Realität, dass viele Betroffene noch zusätzlich grausamste Dinge wie Zwangsprostitution schon in sehr jungen Jahren und auch Kinderpornografie über sich ergehen lassen müssen. Alleine in Deutschland wurden im Jahr 2023 45.000 Delikte mit kinderpornografischem Inhalt polizeilich registriert - und das sind wohlgemerkt nur die offiziellen, registrierten Fälle.
Unserer Erfahrung nach können viele Menschen nicht einmal ansatzweise verstehen und nachempfinden, was wirklich hinter der sexualisierten Gewalt steht und was Betroffene durchlebt und überlebt haben, wie sollten sie auch? Im Gegenteil, häufig ist sogar von „liebevollem Missbrauch“ die Rede, was zu einer kompletten Verzerrung der Wahrheit führt. Oder glaubt wirklich irgendein halbwegs intelligenter Mensch, dass es so etwas wirklich gibt? Das Einzige, was sich hinter diesem Begriff versteckt, ist ein Opfer, das schon VORHER, vor dem „liebevollen“ Missbrauch mit aller Gewalt so erfolgreich zerstört, konditioniert und gebrochen wurde, dass die Täter es nicht mehr nötig haben, Gewalt anzuwenden, und daher scheinbar „liebevoll“ vorgehen, da der Betroffene aus lauter Todesangst und mit dem Wissen und der Erfahrung, dass ihm weitaus Schlimmeres blüht, wenn er den Missbrauch nicht über sich ergehen lässt, dass er keine Gegenwehr leistet und es über sich ergehen lässt und selbstverständlich nicht „Nein“ sagt, sondern innerlich wegdriftet bzw. dissoziiert und als einzige Überlebenschance sieht, bei den erzwungenen Perversionen mitzumachen. Was bitte ist daran „liebevoll“? Von der Tatsache, dass in diesem Szenario der sexuelle Übergriff eines Erwachsenen ein Kind beschrieben wird, und somit in keinster Weise von „liebe-voll“ gesprochen werden kann, ganz zu schweigen.
Aber wie kommen wir jetzt auf diesen Titel: 9.467.280 Minuten? Woher kommt diese Zahl? Dies ist die exakte Anzahl der Minuten, die ein betroffener Mensch missbraucht, gequält, vergewaltigt, gefoltert, manipuliert, erniedrigt und verraten wird, von dem Tag seiner Geburt bis zu seinem 18. Geburtstag und zwar von genau den Menschen, die ihn von Natur aus schützen, lieben und umsorgen sollten. Und mit jeder Vergewaltigung, die meist (mehrmals) täglich in diesen 6.574! Tagen stattfindet, stirbt die Seele der Betroffenen ein Stück mehr. Nicht umsonst spricht man bei sexualisierter Gewalt auch von „Seelenmord“ und das zurecht.
Diese Zahl: 9.467.280 Minuten macht deutlich, wie schrecklich sexualisierte Gewalt wirklich ist, sie macht es auf erschreckende Weise bildhaft und greifbarer. Wie das? Stellen Sie sich vor, Sie müssten 1 Minute lang Ihre Hand auf eine heiße Herdplatte legen, eine - ganze - Minute! Und wenn Sie sie wegziehen wollen, dann ist da jemand, der Sie daran hindert, der Ihre Hand einfach weiter auf diese heiße Herdplatte drückt und jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind zu klein, zu jung, um gegen diesen Menschen, der mit Gewalt und voller Absicht Ihre Hand auf diese heiße Platte drückt, anzukommen. Sie schaffen es einfach nicht. Stellen Sie sich vor, Sie erleben dies nicht 1 Minute, nicht 5 Minuten, sondern 9.467.280 Minuten, dann haben Sie eine Vorstellung davon, was es wirklich für einen Menschen bedeutet, sexuell missbraucht zu werden.
Die vielfältigen psychischen und psychosomatischen Krankheitsbilder, die häufig als Folgestörung eben jener brachialen Gewalt auftreten, bieten eine Art der Überlebensstrategie für Betroffene, die keine andere Wahl haben, als beispielsweise in dissoziative Zustände „zu flüchten“. Die daraus abgeleiteten Diagnosen drängen Betroffene häufig zusätzlich ins Opfer und stellen, insbesondere bei Diagnosen der psychischen Krankheitsbilder, auch noch die Glaubwürdigkeit der Betroffenen erschreckenderweise in Frage. Allzu häufig bleibt Betroffenen keine andere Wahl, als (ungewollt) im Opferdasein zu verbleiben, eine persönliche Weiterentwicklung findet nur schwer statt und aufgrund der geringen bis kaum vorhandenen Belastbarkeit können Berufe nur schwer ausgeübt werden.
Wenn man einem betroffenen Menschen wirklich helfen möchte, dann muss man in der Lage sein, zu verstehen, was derjenige erlebt hat, was er durchgemacht hat. Erst dann bekommt man auch ein Verständnis für all die anderen Probleme im Leben eines Betroffenen, warum er selbst „einfachste“ Dinge nicht umgesetzt bekommt, wie es dazu kommt, dass er sich scheinbar widerspricht, warum er so tiefgreifende Probleme hat, wieder Vertrauen zu fassen, auch und besonders! zu Menschen, die ihm nur helfen wollen.
Und nur mit diesem tiefen Verständnis um die Hintergründe der sexualisierten Gewalt, der Vorgehensweise der Täter, den Auswirkungen in deren Opfern, aber auch den Lösungsmöglichkeiten, die aus diesem Teufelskreis heraus führen, ist man dazu in der Lage, einen von sexueller / inzestuöser Gewalt betroffenen Menschen wirklich zu verstehen, ihm zur Seite zu stehen und ihm einen Weg heraus zu zeigen, einen Weg zurück zu sich selbst, in ein freies und selbstbestimmtes Leben. Aus genau diesem Grund bieten wir unsere „Fachfortbildung sexualisierte Gewalt“ an, um Helfern das Wissen zu vermitteln, was so nirgendwo sonst vermittelt wird, damit sie auf professionelle und empathische Weise betroffenen Menschen helfen können, die Auswirkungen ihres erlittenen Traumas zu verstehen und mit ihnen gemeinsam einen Weg aus dieser (inneren) Hölle herausfinden.
Natürlich liegt es an jedem Betroffenen selbst, wieweit er dazu bereit oder auch in der Lage ist, wieder in ein selbstbestimmtes Leben zu finden, aber Sie als Helfer werden sich nach Durchlaufen unserer Fachfortbildung nicht mehr insgeheim fragen müssen: „Hätte ich mehr tun können?“ Denn auch wenn Helfer*innen in sich den aufrichtigen Wunsch haben, Opfern von sexualisierter Gewalt zu helfen, mit Verständnis, Geduld und einem liebevollen Gefühl ein Gegengewicht zur erlebten Hölle schaffen wollen und den Betroffenen somit zeigen, dass es jemanden gibt, der es gut mit ihnen meint, dem sie endlich vertrauen und sich öffnen können, so reicht dies leider meist nicht aus. Denn auch, und besonders, ein positives Gefühl wird als Bedrohung angesehen, so dass Betroffene sich umso mehr (aus Schutz) in sich verschließen. Das grundsätzliche Vertrauen und die Öffnung ist durch die erlebte Gewalt meist nicht vorhanden.
Ein weiterer Punkt, der zu oft unterschätzt und auch schwer zu durchschauen ist, ist die Tatsache, dass eventuell noch Täterkontakt besteht. Die logische Konsequenz daraus ist, dass das Opfer permanent in seiner Entwicklung zurückgeworfen wird und Helfer und Betroffene gleichermaßen an sich und ihren Fähigkeiten zweifeln, da Betroffene entweder aus Scham nicht darüber sprechen oder es schlichtweg wieder verdrängen.
Wenn auch Sie als engagierter Helfer*in sich fragen, ob Sie eventuell an Ihre Grenzen gestoßen sind, wie auch Sie sich schützen können, um beispielsweise nicht in eine Coabhängigkeit mit den Betroffenen zu geraten oder auch, was Sie eventuell anders machen könnten, da Ihnen die nötige Erfahrungswerte fehlen, dann kann Ihnen unsere „Fachfortbildung sexualisierte Gewalt“ helfen, all die offenen Fragen zu beantworten. Profitieren Sie von der jahrzehntelangen Erfahrung selbst Betroffener, die einen Weg in ein selbstbestimmtes Leben gefunden haben.
Sprechen Sie uns an: 030 - 3513 1320 oder info@berliner-heilpraktiker-fachschule.com
Wir freuen uns auf Sie.
Quelle (Bilder) : Wix Mediathek & Unsplash
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