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Die unsichtbare Last - Täterintrojekte und wie wir ihnen begegnen können

 

Ein Phänomen, welches eigentlich keines ist, wenn man es genauer betrachtet, sind die sogenannten Täterintrojekte. Aber was verbirgt sich eigentlich dahinter? Wie kann ich mir so ein Täterintrojekt bildlich vorstellen? Wie kommt es dazu und noch wichtiger: Wie erkenne ich es und wie gehe ich damit um? Diesen Fragen möchten wir uns in einfachen und verständlichen Worten in diesem Blogbeitrag widmen.




Was bedeutet das Wort "Täterintrojekt"?

Der Begriff "Introjektion" (latein: "intro = hinein, herein" / "iacere = werfen") beschreibt in der Psychologie den Vorgang, wenn unverarbeitete, meist aversive (auf die man mit Ablehnung reagiert) äußere Realitäten sowie fremde Anschauungen, Motive, Werte und Normen in das eigene Ich integriert werden. Im Gegensatz zur Identifikation, die bewusst und ohne Schuldgefühle stattfindet, findet die Introjektion unbewusst, auf einer tieferen Ich-Ebene und meist im frühen Kindesalter statt. Das betreffende Objekt, das man sich "psychisch einverleibt" hat, wird auch als "Introjekt" bezeichnet.




Wie kommt es zu Täterintrojekten?

Kleinkinder sind in ihrer Entwicklung von den Erwachsenen abhängig. Läuft etwas in der Erziehung schief, kommt es schlimmstenfalls zu gewaltvollen, sexuellen Übergriffen, zu emotionalem Missbrauch oder auch Vernachlässigung, so wird das Kleinkind nicht den Tätern die Schuld geben, sondern es wird die Schuld (unbewusst) bei sich suchen, d.h. es lernt: "Das, was die Täter machen, muss richtig sein. So wie ich bin, das muss falsch sein, ich bin nicht liebenswert, denn sonst würden mich meine Eltern ja lieben. Ich muss etwas getan haben, dass ich diese Behandlung verdiene, sonst würden die Erwachsenen es ja nicht tun." Somit gehen Täterintrojektionen, deren Auswirkungen sich dann auch im Erwachsenenalter zeigen, so gut wie immer mit Schuldgefühlen einher.



Wie können sich Täterintrojekte zeigen?


  • Will man versuchen, diese Frage mit nur einem Satz zu beantworten, so würde sie lauten: "Alles, was du denkst, tust, sagst und fühlst, das sich GEGEN dich selbst richtet, ist eine Täterintrojektion."

  • Das bedeutet übersetzt: "Ich behandle mich genauso, wie die Täter mich immer behandelt haben. Ich denke von mir selbst genauso (schlecht), wie die Täter immer von mir gedacht haben." usw.

  • Da diese Verinnerlichung UNBEWUSST abgelaufen ist und tief in einem integriert ist, fehlt häufig die Verbindung zum Ursprung, d.h. entweder erinnert man sich nicht mehr daran, dass die Eltern einem z.B. Gewalt angetan und vernachlässigt haben, so dass man diese "eigenen" Gefühle wie Selbsthass, Selbstvernachlässigung etc. nicht aus sich herausholen und dem Täter zuordnen kann, um so zu erkennen, woher sie kommen.

  • Zum Anderen schämt man sich für diese Gefühle, hat Schuldgefühle und spricht sie von daher noch nicht einmal aus oder macht sich die Gefühle bewusst, eben weil man von klein auf integriert hat: "Ich habe selbst Schuld. Ich verdiene das."

  • Es ist natürlich jetzt schwierig, jedes einzelne Szenario (und von denen gibt es Hunderte) durchzuspielen, in denen eine Täterintrojektion vorliegen kann. Daher stell dir, bei allem, was du z.b. über dich selbst denkst, sagst und fühlst und bei dem, wie du dich behandelst, folgende Frage: "Würde ich ein kleines Kind, das ich von ganzem Herzen liebe, so behandeln, wie ich mich behandle? Würde ich von einem kleinen Kind, auch wenn es "Fehler" macht, so schlecht denken, wie ich über mich selbst denke? Würde ich einem kleinen Kind, das davon überzeugt ist, dass es schlecht behandelt werden muss und das ich von ganzem Herzen liebe, würde ich diesem Kind tatsächlich sagen: "Ja, da hast du recht, du verdienst es schlecht und grausam behandelt zu werden, denn du bist es nicht wert, geliebt zu werden?"... wahrscheinlich nicht.




Wie kann ich Täterintrojekten auf die Schliche kommen?

Wenn du die oben genannten Tipps umsetzt, wirst du relativ schnell erkennen, was Täterintrojekte sind, d.h. wo du dich selbst so behandelst, wie du früher behandelt wurdest. Da diese Gefühle aber so tief in einem abgespeichert sind, braucht man meist doch mehr Hilfe und Unterstützung, um sich wieder "umzuprogrammieren", hin zu dem Menschen, der man eigentlich ist: selbstbewusst und selbstfürsorglich. Daher hilft es, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, über seine Gefühle zu sprechen und sich gegebenenfalls therapeutische Hilfe zu holen.




Aber was ist, wenn ich noch nicht einmal spüre, dass ich es verdient habe, ohne Täterintrojekte, ohne Schuldgefühle zu leben?

Dann hast du mit dieser Frage bereits ein überaus wichtiges Täterintrojekt bloßgestellt! Täter wollen nicht erkannt werden, sie wollen auf keinen Fall entdeckt werden, da sie weder die Verantwortung für ihre Taten übernehmen wollen, noch für ihr Handeln die Konsequenzen tragen, erst recht nicht, wenn es sich um Straftaten wie Misshandlungen handelt. Und welcher Schutz könnte für die Täter größer und praktischer sein, als dass sich die Betroffenen, die Opfer, die nun erwachsen gewordenen Kinder selbst die Schuld an allem geben? Daher ist der erste und wichtigste Schritt, ihn einfach zu gehen. Warte nicht darauf, dass sich dieses Gefühl ändert, vielleicht tut es das, vielleicht auch nicht. Sondern stell dir auch hier die Frage: "Wenn ein unschuldiges Kind mir sagen würde, dass es weiß, dass es Hilfe gibt, dass es einen Weg aus dem Selbsthass gibt, aber dieses Kind davon überzeugt ist, es nicht wert zu sein, diesen Schritt zu gehen, dass andere es wert sind, aber es selbst nicht, welches Gefühl löst das in mir aus?"


Freude? Befriedigung? Macht? Dann ist dies ebenfalls ein Zeichen dafür, dass hier übernommene Tätergefühle vorliegen, denn so fühlen Täter! Das ist die Definition für einen Täter: je mehr ein anderer Mensch leidet, desto mehr genießen die Täter es. Und wenn du dich jetzt fragen solltest: "Aber das heißt dann ja, dass ich auch Täter bin, oder nicht?" Dann lass dir versichert sein, dass das nicht der Fall ist. Warum nicht? Weil du diesen Blogbeitrag liest, in dem es um Täterintrojekte geht und weil du dich hinterfragst. Täter leiden nicht unter diesen Gefühlen oder Gedanken, sie SIND diese Gefühle und Gedanken. Sie denken, dass sie richtig sind und alle anderen schwach. Daher ist es gut und mutig und bewundernswert, wenn diese Gefühle bewusst werden. Dies ist die Voraussetzung dafür, sie bearbeiten und verändern zu können.


Wenn dieser Beispielsatz des kleinen Kindes eher gegenteilige Gefühle ausgelöst hat wie Entsetzen, Trauer und Schmerz, dann zeigt es allzu deutlich, dass Täterintrojekte vorliegen, wenn du von dir selbst denkst, dass du die Hilfe nicht wert bist. Denn so gehen Täter vor: sie reden ihrem Opfer ein, dass es die Hilfe nicht wert ist, um so sicher zu sein, dass ein Opfer sich nie Hilfe holen wird.


 


Unser neuer Kurs "Täterintrojekte"

In unserem Kurs, der ab dem 15.04.2024 online zur Verfügung steht, gehen wir auf diese Themen noch tiefer ein und behandeln weitere wichtige Themen wie die Angst, selbst zum Täter zu werden / sich nicht wehren zu dürfen / unterdrückte Wut / wie kann ich die Täterintrojekte aufdecken? / Schuld- und Schamgefühle uvm.


Unser Kurs "Täterintrojekte", der ab dem 15.04. auf unserer Homepage unter "On Demand Kurse" zu finden sein wird, ist für alle Betroffenen sowie für alle an diesem Thema Interessierten geeignet.



Solltet ihr vorab Fragen zu unserem Kurs haben oder generell Fragen zu diesem wichtigen Thema, dann könnt ihr euch jederzeit gerne an uns wenden:


E-Mail: info@berliner-heilpraktiker-fachschule.com


Quelle (Bilder) : Wix Mediathek & Unsplash


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