Wie die Seele aus Schutz nicht nur die schmerzhaften Gefühle lahmlegt, sondern auch die eigenen.
Ein Trauma wie es durch sexualisierte Gewalt im familiären Kontext erzeugt wird, ist eine der schwersten seelischen Erschütterungen, die ein Mensch durchleben kann.
Diese Erschütterung ist mit einem psychischen Schock, einem Kollaps gleichzusetzen und wird von dem Betroffenen ab dem Moment des ersten traumatischen Erlebnisses als seelische Taubheit empfunden.
Jedes Folgetrauma baut auf dieser tiefen Wunde auf und treibt den Keil noch tiefer, so dass die Folgen immer tiefere bis hin zu verheerenden Spätfolgen mit sich bringen können.
Beim körperlichen Schock fällt es die Vorstellung, dass alles auf Notfallbetrieb runter fährt, leichter. Es ist also auch auf der seelischen Ebene ein Lock down, so dass alle Gefühle, die uns am Überleben hindern, unter Verschluss und in den Tiefen unseres Unterbewusstseins verborgen gehalten werden, bis der Zeitpunkt gekommen ist, dass wir aus der akuten Situation heraus sicher sind.
Die verdrängten Gefühlswelten verbleiben in uns und wir hören, sehen und fühlen sie nicht, um weiter zu machen - uns in Sicherheit zu bringen.
Die Seele ist nach wie vor im dauerhaften Schockzustand, den wir bewusst nicht wahrnehmen, der allerdings einen Großteil unserer Kraft kostet, je länger er anhält und je älter wir werden. Die Ressourcen schwinden entsprechend stärker kommen erneute Traumen oder Schicksalsschläge hinzu. Die Gefahr der Dekompensation steigt.
Die seelische Taubheit ist das, was wir als dissoziative Zustände kennen und das Ausmaß der Dissoziation nimmt proportional zum Stress zu und wird sich mehr und mehr im Außen zeigen. Seelische Taubheit ist das „Notstromaggregat“, welches nur auf eine gewisse Zeit helfen soll, um Kräfte zu sammeln und uns in Sicherheit zu bringen.
Dann sollte die Bewusstwerdung der verdrängten Gefühlswelten in den Vordergrund rücken, um die Seelenwunde zu reinigen, wie wir es auch bei körperlichen Verletzungen kennen.
Geschieht dies nicht, aus unterschiedlichsten Faktoren, wird der Mensch zunehmend krank, da sich die gestaute Gefühlswelt auf pathologische Weise auf den Ebenen Körper, Seele, Geist und im sozialen Umfeld ein Negativventil sucht.
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